Silvestrovs Musik hat den Mut zur Einfachheit. Sie ist wie ein sanfter Nachhall der Musikgeschichte, nachdenklich, harmonisch, skizzenhaft. „Die Vergangenheit weigert sich wegzugleiten“, schreibt ein Kritiker. Manfred Eicher, der Produzent des deutschen Plattenlabels ECM, hat die Musik des ukrainischen Komponisten schon früh entdeckt – Silvestrov widmete Eicher daraufhin seine „Stille Musik“. Die kurze „Abendserenade“ daraus sorgt für eine beschaulich melancholische Erwartungsstimmung.
Als die deutsche Wehrmacht 1939 Polen überfiel, floh der junge Weinberg nach Osten in die Sowjetunion. Als polnischer Jude, der zudem Schwiegersohn eines Regimekritikers war, hatte er es unter Stalin jedoch nicht leicht. Deshalb übernahm er viele staatliche Kompositionsaufträge, schrieb für Radio, Theater, Film und Zirkus. Von diesen Sphären scheint sein Trompetenkonzert (1967) angeregt zu sein, eine humorvolllistige Hommage an die Trompete mit Zitaten aus bekannten Werken. Die drei Sätze heißen „Etüden“, „Episoden“ und „Fanfaren“.
Auch Weinbergs Kollege und Freund Schostakowitsch hatte unter Stalins Regime zu leiden. Nachdem er 1936 in Ungnade gefallen war, entwickelte er eine neue, eine doppelbödige Strategie: Er gab den Machthabern, was sie hören wollten, versteckte darin aber Botschaften für Gleichgesinnte. Die 5. Symphonie war das erste und frappanteste Beispiel: offiziell eine Jubelsymphonie zum 20. Jahrestag der Oktoberrevolution, gleichzeitig jedoch ein Psychogramm des bedrohten Künstlers, voller Todesfurcht und Spott. Ein in mehrfacher Hinsicht ergreifend großes Werk.