Borodin_Tschaikowski_Say

Alexander Borodin
Eine Steppenskizze aus Mittelasien
Piotr. I. Tschaikowski
Variationen über ein Rokoko-Thema A-Dur op. 33
Fazil Say
Symphonie Nr. 5

Bryan Cheng, Violoncello
Bochumer Symphoniker
Nil Venditti, Dirigentin

Zar Alexander II. hatte die russische Eroberungspolitik nach Osten bis Turkmenistan ausgeweitet. Zum 25-jährigen Thronjubliläum des Zaren 1880 schuf Borodin [sprich: Barad’in] eine Musik, die den russischen Einfluss als „Schutz“ verklärt. In der Steppe (ein hoher Ton) erklingt nun eine russische Weise. Eine einheimische Karawane zieht vorüber mit einer orientalischen Melodie, und die beiden Themen verbinden sich friedlich und kontrapunktisch. Vom Ideologischen abgesehen: eine wunderschöne Idee.

Tschaikowskis Thema stammt nicht aus der Rokoko-Zeit, sondern von ihm selbst: Es soll den Tonfall Mozarts imitieren. Die „Rokoko-Variationen“ verzichten auf romantische Schwelgerei, suchen stattdessen die konzise Eleganz des 18. Jahrhunderts. In den sieben Variationen des Solo-Cellos steigert sich allmählich die Virtuosität. Tschaikowski komponierte das Stück für den Cellisten Fitzenhagen, der die Soloparts und die Reihenfolge der Variationen aber verändert hat. Der Komponist hat diese Eingriffe später autorisiert.

Der weltweit erfolgreiche türkische Pianist Fazil Say tritt immer stärker auch als politischer Aktivist und als Komponist hervor. Seine 5. Symphonie wurde 2022 in Bremen unter Nil Venditti uraufgeführt. Der erste Satz, erklärt Say, behandle die aus den Fugen geratene Gegenwart – die Corona-Pandemie und den russischen Überfall auf die Ukraine. Der zweite Satz erinnere an die Pogrome in der Türkei im September 1955. Der Finalsatz – in einem unregelmäßigen Aksak-Rhythmus – sei denen gewidmet, die sich trotz allem eine positive Lebenseinstellung bewahrt haben.