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Stiftung Bochumer Symphonie

Die Geschichte der Stiftung Bochumer Symphonie begann mit einem einzelnen Mäzen: Norman Faber, ein Bochumer Unternehmer und langjähriger Abonnent der Symphoniker, stellte im November 2006 eine Spende von 5 Mio. Euro für eine Spielstätte des Orchesters in Aussicht, wenn innerhalb von zwei Monaten weitere 2 Mio. Euro von Bochumer Bürgern gespendet werden sollten. Von Anfang an war damit klar, dass ein Projekt dieser Größenordnung und dieser Bedeutung für die Stadt Bochum nur dann umgesetzt werden kann, wenn es einen breiten Rückhalt in der Bevölkerung gibt – unabhängig von der Höhe der individuellen Spende. In einem Kraftakt gelang es dem damaligen Generalmusikdirektor Steven Sloane, dem Freundeskreis und dem Orchester, zahlreiche Bochumer von der Sache zu überzeugen und für das Projekt zu begeistern, sodass schließlich im April 2007 die Stiftung Bochumer Symphonie gegründet werden konnte.

 

„Es geht doch! Beispiel Bochum: Wie man in kurzer Zeit mit wenig Geld und viel Bürgerengagement einen guten Konzertsaal baut“
Johan Schloemann, Süddeutsche Zeitung
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Norman Faber, Mäzen und Gründungsstifter, im Gespräch während der Grundsteinlegung

Stiftungsgründung

Gründungsstifter waren neben Norman Faber auch Unternehmer Herwig Niggemann und der Freundeskreis der Bochumer Symphoniker. Steven Sloane übernahm den Vorsitz des Stiftungsrates. Der Vorstand wurde mit der damaligen Orchesterdirektorin Marina Grochowski und dem Vorstandssprecher der GLS Bank, Thomas Jorberg, besetzt, der die Stiftung als Treuhänder in erfahrene Hände nahm. Ziel der Stiftungsgründung war, den Bochumer Symphonikern eine Spielstätte zu bauen, je zur Hälfte finanziert aus Mitteln der Stadt Bochum und Spenden von Bochumer Bürgern und Unternehmen. 7 Mio. Euro waren ein guter Anfang, weitere 7 Mio. Euro Spenden war das Ziel.

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Dr. Britta Freis [Geschäftsführerin Stiftung] mit Unterschriften

Fundraising

Vielen Bochumern sind die ersten aufsehenerregenden Fundraising-Aktivitäten noch in guter Erinnerung: Die Plakataktion „Klingt nach Bochum“ mit prominenten Bochumern, die Sparschweine, die überall in Geschäften, Banken und Gastronomien der Stadt aufgestellt wurden, Musikerinnen und Musiker, die bei Wind und Wetter Straßenmusik für ihr neues Zuhause machten und eine groß angelegte Unterschriftenaktion, die zum Ergebnis hatte, dass über 20.000 Menschen nicht nur ihren guten Namen, sondern auch eine kleine Spende für das zukünftige Haus der Musik für Bochum gaben. Dies alles bildete den Grundstock für ein überwältigendes bürgerschaftliches Engagement, das deutschlandweit seinesgleichen sucht.

Unvergessen auch das Benefiz Konzert mit Herbert Grönemeyer im Jahr 2009, bei dem der wohl berühmteste musikalische Sohn Bochums bei Dauerregen im mit 29.000 Zuhörern ausverkauften Ruhrstadion gemeinsam mit dem Orchester spielte. Aber auch ganz alltägliche Aktionen trugen zum Gesamterfolg bei, etwa der Parkplatz auf dem heutigen Gelände des Musikforums, damals ein unbefestigter Schotterplatz, den jedermann nutzen konnte, der eine kleine Gebühr zugunsten der Stiftung leistete. 

Das Aus? Ein Neustart!

Nach so viel Engagement und Enthusiasmus war die Ernüchterung groß, als Ende 2009 die Stadt Bochum in den Nothaushalt ging. Kurz vor dem Kulturhauptstadtjahr RUHR.2010 stand das Projekt eines Hauses für die Bochumer Symphoniker vor dem Aus – trotz der durch die Stiftung zugesagten 14,3 Mio Euro privater Gelder.

Die Befürworter des Projektes gaben nicht auf und ließen sich nicht beirren, man veränderte das Konzept weg von einem reinen Konzertsaal hin zu einem Zentrum für Musik und kulturelle Bildung - das überzeugte die Spender zum Durchhalten. Ende 2010 dann der ersehnte Durchbruch: Die Begeisterung von über 20.000 Spendern, ihr bürgerschaftliches Engagement und ihre guten Argumente überzeugten die Bochumer Politik, die Bezirks- und die Landesregierung und schließlich sogar die zuständige Vergabestelle für Fördermittel der Europäischen Union, so dass knapp 19 Mio. Euro öffentliche Förderung dem Projekt zur Verfügung gestellt wurden. Mit diesen starken Unterstützern an einem Tisch konnte der Traum von einem Haus der Musik für Bochum schließlich Realität werden.
Nicht unerwähnt bleiben sollen hier die Hunderte von Stuhlpaten, die in einer Zeit, als noch nicht einmal die Baugrube ausgehoben war, einen symbolischen Stuhl erworben haben. Ihre Spende und ihre Zuversicht waren eine tragende Säule der Gesamtfinanzierung.

Skepsis

Bei aller Unterstützung aus breiten Kreisen der Bevölkerung stand das Projekt und auch die Stiftung aber auch immer wieder im Zentrum der lokalpolitischen Diskussion und Meinungsbildung: Ist eine solche Investition in die Kultur angesichts finanzieller Krisen und knapper kommunaler Kassen wirklich richtig? Thomas Jorberg nahm dazu stellvertretend für die Stiftung Stellung: „Bedrohte Arbeitsplätze lassen sich nicht durch weniger Kunst oder Bildung herbei sparen. Neue Arbeitsplätze entstehen nur durch menschliche Innovationskraft und unter guten kulturellen, sozialen Rahmenbedingungen. Insofern ist das Musikforum ein Baustein einer Zukunftssicherung in kultureller, sozialer, aber auch wirtschaftlicher Hinsicht.“ 

Bürgerschaftliches Engagement schafft Perspektiven

Am Beispiel des Musikforum Bochum wird deutlich, unter welchen Voraussetzungen ein kommunales Bauprojekt auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten entgegen allen Vorbehalten erfolgreich umgesetzt werden kann: Wenn sich Bürger zusammenschließen und die Entwicklung und damit die Zukunft ihres Lebensumfelds eigeninitiativ mit gestalten, ist dies ein Zeichen einer modernen Zivilgesellschaft, die beispielgebend für andere Projekte sein kann.

Dieses bisher einmalige Zusammenspiel von Bürgern, Wirtschaft, Förderverein, Stiftungen und öffentlichen Fördermitteln kam nicht auf einmal zustande. Bis das gesamte Bürgerengagement von 15,3 Mio. Euro zugesagt und eingezahlt war, haben sich neben eigenen Spenden die GLS Bank als Treuhänderin und auch viele Stifter durch Bürgschaften engagiert, im Vertrauen, dass auch andere noch spenden werden. Die Spender gemeinsam mit Steven Sloane war somit nicht nur ein Stifterkreis, sondern auch eine initiative Vertrauensgemeinschaft, die über 10 Jahre zusammengehalten hat.

Am Ende fehlte aber doch noch ein erheblicher Betrag. Und wie bei einem Gewölbe droht Einsturz, wenn nicht der oberste Schlussstein die Statik stabilisiert und vollendet. Diesen Schlussstein hat schließlich die Brost Stiftung mit ihrem Engagement gesetzt. Als Dank wurde das Haus kurz vor der Eröffnung zum Anneliese Brost Musikforum Ruhr.